Trauern Frauen und Männer unterschiedlich?

17 Januar, 2022

Die Trauer ist eine individuelle Emotion. Jeder trauert anders und das ist vollkommen in Ordnung. Man geht davon aus, dass nicht nur Menschen aus verschiedenen kulturellen Hintergründen und aus verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich trauern, sondern auch die Geschlechter. Ganz gleich, ob männlich oder weiblich – einen Trauerbegleiter zu suchen, lohnt sich immer.

Schwaches Geschlecht, starkes Geschlecht?

Sehr vielen Männern wird bereits von Kindheitsbeinen an beigebracht, dass sie stets stark sein müssen und möglichst keine Schwäche nach außen hin zeigen sollen. Das führt dazu, dass die Männer im Erwachsenenalter ebenfalls immer stark sein wollen. Gerade währende der Phasen akuter Sorgen kann das allerdings auslösen, dass sie negative Emotionen in sich hineinfressen, statt sie zu verarbeiten. Genau das führt dazu, dass die Arbeit zusammen mit einem Trauerbegleiter bei Männern manchmal schwieriger ist als bei Frauen. Das vermeintlich starke Geschlecht neigt dazu, sich auch über negative Gefühle auszuschweigen. Niemand soll erfahren, wie schlecht es dem männlichen Trauernden wirklich geht.

Nicht nur von Außenstehenden, sondern auch innerhalb der Familie oder im Freundeskreis finden manche Männer nur wenig Trost. Obwohl die nahestehenden Menschen dem Hinterbliebenen eigentlich gerne helfen würden, kann der Betroffene diese Hilfe nicht annehmen. Leider ist es keine gute Idee, sich mit den eigenen negativen Emotionen und der tiefen Trauer von anderen zu isolieren. Doch genau das passiert, wenn Männer auf ihre starke Geschlechterrolle bestehen und niemanden an sich heranlassen.

Bei Frauen sieht das Verhalten in der Regel ganz anders aus. Mädchen lernen schon früh, dass sie es sich leisten zu können, hin und wieder zu weinen, Schwäche zu zeigen und alles in allem viel sensibler auf diverse Ereignisse zu reagieren. Daher sind auch erwachsene Frauen eher bereit dazu, als emotional schwach dazustehen. Sie schämen sich seltener vor Freunden oder der Familie und stehen offen zu ihren Ängsten und Sorgen. Das wirkt sich gerade in einer großen Stadt direkt aus. In dieser Umgebung sind sich die Menschen nicht besonders nahe und kennen häufig noch nicht einmal dem direkten Nachbarn. Umso wichtiger ist es sich, sich innerhalb es Freundeskreises den Menschen zu öffnen, die einem die emotionale Unterstützung zusagen. Das gelingt dem vermeintlich schwachen Geschlecht häufig leichter als den Männern.

Selbstverständlich lassen sich nicht alle Menschen den typischen Geschlechterrollen zuordnen und es gibt durchaus Männern, die sich anderen offen anvertrauen oder sogar öffentlich weinen. Doch sie sind eher selten anzutreffen. Zudem gibt es auch Frauen, welche nicht zum angeblich schwachen Geschlecht zählen möchten und daher keinerlei Sorge nach außen hin tragen. Sie werden von Außenstehenden manchmal sogar als kaltherzig oder abgestumpft wahrgenommen, obwohl sie tief in ihrem Inneren lediglich Angst davor haben, zu viel schwäche zu zeigen.

Man kann festhalten, dass die Trauer von Frauen in vielen Fällen einfacher verarbeitet und vor allem offen ausgelebt werden kann. Die Gesellschaft erwartet von Frauen seltener, dass diese sich trotz eines Todesfalles in nahem Umfeld problemlos wieder eingliedern. Man rechnet quasi schon damit, dass die Betroffene noch lange niedergeschlagen oder vielleicht nicht mehr so schnell arbeitsfähig sein wird. Bei Männern reagieren hingegen nicht nur Arbeitgeber schneller überrascht, wenn diese nicht sofort wieder leistungsfähig sind. Auch Eltern, Freunde und Außenstehende möchten es nicht wahrhaben, dass es „das starke Geschlecht“ gerade nach einem Todesfall gar nicht gibt. Doch der Gesellschaft fällt es schwer, Männer und Frauen vor allem in puncto Emotion und Sorge gleichberechtigt zu behandeln.

Trauerbegleiter hilft weiter unabhängig vom Geschlecht

Sie sind ein Mann und trauen sich nicht, mit Ihren Angehörigen oder Freunden über Ihre Gedanken zu sprechen? Das ist zwar sehr schade, doch vielleicht finden Sie Hilfe von einem professionellen Trauerbegleiter. Diese hat keinerlei Vorbehalte gegen eines der beiden Geschlechter. Profis wissen, wie sie mit trauernden Männern und Frauen umgehen müssen, um diesen effektiv und vor allem nachhaltig zu helfen. So finden Sie schneller wieder in den Alltag zurück und können sich früher oder später vielleicht doch noch den geliebten Menschen in Ihrem Umfeld öffnen. Es ist wichtig, dass Trauernde erkennen, dass sie mit ihren Gefühlen und Gedanken nicht alleine sind. Bei einer professionellen Beratung können Sie offen alle jene Sorgen ansprechen, welche Ihnen schon lange auf der Seele liegen. Der Trauerbegleiter wird sie deswegen nicht verurteilen, sondern er wird versuchen, Ihnen aktiv beizustehen.

Der professionelle Begleiter weiß genau, was bei der Trauerbewältigung wichtig ist und wie er helfen kann. Mit gezielten Methoden steht er sowohl Männern als auch Frauen zur Seite. Im Prinzip ist es ihm egal, welchem Geschlecht sie angehören. Mensch ist Mensch. Vorurteile und klassische Rollen für beide Geschlechte sind in diesem Fall vollkommen unangebracht. Warum sollten Männer ihre Gefühle vor anderen verstecken müssen? Wenn Sie dennoch das Gefühl haben, sie dürfen sich den negativen Emotionen nicht hingeben, dann suchen Sie sich Hilfe. Gerade in großen Städten, wird es alles andere als schwierig werden, einen passenden Berater zu finden. Auch an dieser Stelle spielt es keine Rolle, ob es sich um einen männlichen Berater oder um eine Beraterin handelt. Hauptsache, die Chemie zwischen Ihnen beiden stammt auf Anhieb. Dann wird es auch einfacher, sich demjenigen zu öffnen und endlich aktiv mit der Trauerbewältigung zu beginnen.

Vielleicht sind Sie ja gar nicht selbst betroffen, aber Sie kennen einen Mann oder eine Frau, die sich seit dem Tod eines lieben Menschen stark verändert hat. Das ist erst einmal nichts Schlimmes, denn nach einem solchen Ereignis sind die meisten Menschen emotional stark belastet. Hält der Zustand allerdings langer als einige Wochen oder Monate an, sollten Sie denjenigen ansprechen schlagen Sie zum Beispiel vor, dass derjenige einen Trauerbegleiter aufsucht, der dämlichen dabei hilft, die Dinge wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Gerade dann, wenn es sich um demjenigen Mann handelt, ist natürlich ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt. Schließloch soll sich derjenige nicht überrumpelt fühlen. Geht es nur darum, den strecken Mann zu mimen und im Inneren sieht es ganz anders aus? Das ist leider sehr häufig der Fall. Aber vielleicht können Sie als Verwandter oder guter Freund dem Betroffenen helfen. Weisen Sie ihn einfach unverbindlich darauf hin, dass es Experten für solche Fälle gibt, die vielleicht weiterhelfen können. Im Internet wird der Betroffene dann schnell einen passenden Berater finden. Sie können demjenigen diese Aufgabe natürlich auch abnehmen, indem Sie vorab ein wenig recherchieren und konkrete Namen oder Date für den Kontakt übermitteln.

Männer trauern ebenfalls stark – aber anders

Dass Männer weniger trauern, wird immer wieder von Menschen angenommen, die sich nicht mit der Materie beschäftigen. Männer trauern ganz bestimmt anders als Frauen. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie weniger oder sogar gar nicht trauern. Man merkt es ihnen lediglich selten an, dass sie innerlich vor einem schwarzen, tiefen Abgrund stehen, den Ihnen manchmal die Lust am Leben raubt. Das alles ist keine Schande und doch trauen sich die wenigen Männer, offen über derlei Gefühl zu sprechen. Der Druck von außen ist hoch und hat sich bereits von Kindheitsbeinen an in der Vorstellung der Menschen manifestiert. Das Trauern wird in der Folge leider schwieriger statt leichter. Ein Grund mehr dafür, dass Männer sehr oft Hilfe von außen benötigt – zum Beispiel in Form eines Trauerbegleiters aus der Umgebung.

Männer haben nicht zu weinen. Ein Spruch, der gerade der älteren Generation noch tief ins Gedächtnis gebrannt sein dürfte. Gerade die Männer jenseits der 50 sind heute häufig von Todesfällen im nahen Umkreis betroffen. Schließlich steigt mit zunehmendem Alter das Risiko, dass ein naher Angehöriger oder gute Freunde stirbt. Umso schwieriger ist es für Männer in diesem Alter, mit den eigenen Emotionen offen umzugehen. Selbst dann, wenn die Ehefrau, die Freunden oder der beste Freund versichern, dass sie für den Betroffenen da sind – die Hilfe anzunehmen fällt männlichen Betroffenen seh schwer. Frauen sind hingegen eher bereit, sich zu öffnen – ob vor einem Trauerbegleiter oder gegenüber guten Freunden. Das ist sehr gut, denn die Frauen finden Trost in langen Gesprächen, im offenen Austausch mit anderen und indem Sie zu ihren negativen Gefühlen und der Bedrückung sowie den Ängsten nach einem Todesfall offen stehen. Auch fällt es ihnen häufig leichter, zum Beispiel den Anschluss in einer Gruppe zu suchen.

Falls Sie selbst zu den trauernden Männern gehören, kann man Ihnen zum Beispiel empfehlen, dass Sie sich einer Selbsthilfegruppe speziell für trauernde Männer anschließen. Hier lernen Sie, dass es durchaus auch für Männer legitim ist, wenn diese weinen oder schlicht keine Kraft mehr haben, um beruflich und privat ganz normal weiterzumachen. Auch bei der Auswahl eines Experten in Sachen Trauern sollten Sie sich vorab genau überlegen, welches Geschlecht derjenige haben sollte. Natürlich ist es im Prinzip vollkommen egal, solange derjenige etwas von seinem Fach versteht und genug Erfahrung mitbringt. In der Praxis könnte es sich jedoch zeigen, dass Sie als Mann sich einer Frau gegenüber leichter oder sogar schwerer öffnen können als einer männlichen Trauerbegleitung. Auch das ist nicht schlimm. Sie sollten sich lediglich im Voraus genau überlegen, welche Präferenz sie haben. Manchmal stellt sich erst nach einem Gespräch zusammen mit dem Profi heraus, dass Sie sich diesem oder jenem Geschlecht leichter öffnen können. Auch dann ist es kein Problem, die Trauerbegleitung zu wechseln. Wichtig ist nur, dass Sie sich wohlfühlen. Ansonsten wird es schwierig, sich dem Außenstehenden anzuvertrauen und endlich ein Ventil für die anhaltende Trauer zu finden.

Trauern kann niemals falsch sein

Die menschliche Psyche kann zwar leicht aus dem Gleichgewicht geraten, doch trotzdem wissen viele Personen oftmals instinktiv, wie sie sich selbst schützen können. Während der eine Mensch eher still und zurückgezogen trauert, möchte der anderen seine Gefühle offen nach außen tragen. Keine Emotion ist falsch und jeder sollte das Recht haben, auf seine Weise mit dem Tod umgehen zu dürfen. Sie sollten daher weder mit sich selbst noch mit anderen zu hart ins Gericht gehen, nur weil Sie der Meinung sind, es sei jetzt endlich an der Zeit, zur Normalität zurückzukehren. Manche Betroffene brauchen viel Zeit, um den Todesfall zu verarbeiten. Andere – speziell viele Männer – möchten hingegen so schnell wie möglich zurück in den normalen Alltag. Gerade die Männer neigen dazu, viel zu arbeiten oder sich mit einem Hobby sehr intensiv zu beschäftigen, wenn sie schlecht mit einem Todesfall klarkommen. Das sei dem Betroffenen alles zugestanden, solange er sich nicht selbst schadet. Greift der Betroffenen zum Beispiel zu Alkohol oder Drogen und entwickelt irgendeine Sucht, sollte man natürlich möglichst vorsichtig eingreifen.

Vor allem Männer neigen dazu, den eigenen inneren Schmerz zu überspielen, indem Sie den starken Mann markieren. Doch es kann sein, dass diese Kartenhaus früher oder später in sich zusammenbracht. In dem Fall ist es die Aufgabe von Ehegrauen, Freundinnen, Partnerinnen und Partnerin, sowie Angehörigen, demjenigen emotional unter die Arme zu greifen. Keine Art der Trauer ist falsch. Alles ist erlaubt, und zwar für beide Geschlechter. Das einzig Wichtige ist, dass der Trauernde die verschiedenen Trauerphasen durchläuft, um früher oder später wieder zurück in einen glücklichen Alltag zu finden, Versuchen Sie jedoch nicht, sich selbst oder anderen Trauernden eine pauschale Lösung oder einen pauschal vermeintliche „richtige“ Art des Trauerns aufzwingen. Gehen Sie stattdessen zum Beispiel in einer Trauergruppe, oder bei einem Trauerbegleiter, offen mit verschiedene Strategien, Methoden und Charakteren um. Das ist wichtig, damit sich Ihr Gegenüber wahrgenommen und ernst genommen fühlt. Nur so besteht die reale Chance, dass Sie dem Trauernden wirklich helfen können oder umgekehrt Ihnen als Trauerndem geholfen werden kann.

Das eigentliche Trauern beginnt bereits lange vor der Zusammenarbeit mit einem Profi oder der langen Phase, die nach dem Tod eines nahestehenden Menschen folgt. Daher ist es wichtig, dass sich sowohl Männer als auch Frauen vom dem Toten verabschieden – sofern möglich direkt am Grab oder spätestens zu Hause in den eigenen vier Wänden. Symbolisch kann eine Kerze angezündet werden oder mit dem Bild des Verstorbenen gesprochen werden. Auch in diesem Punkt verhalten sich Männer häufig viel zurückhaltender als Frauen. Abermals besteht hier die Angst, jemand könnte sie aus zu schwach oder zu sentimental empfinden. Das ist natürlich überhaupt nicht der Fall und die meisten Menschen haben großes Verständnis für Menschen nach einem Todesfall. Trotzdem gibt es eine Art innere Barriere, welche den Mann davon abhält, sich vor aller Augen oder vor der Familie zu verabschieden. Geben Sie sich als Betroffener einen Ruck und erweisen Sie nicht nur dem Toten diese letzte Ehre, sondern tun Sie auch sich selbst den Gefallen. Es spielt keine Rolle, was die anderen Besucher der Beerdigung denken.

Machen Sie auch in den eigenen vier Wänden kein Geheimnis daraus, dass Sie sich von dem Verstorbenen in Ruhe verabschieden möchte. Wahre Freunde oder die Familie werden dafür auf jeden Fall Verständnis haben. Und wenn Sie während jeder Verabschiedung die eine oder andere Träne vergießen, dann lassen Sie das ruhig zu. Sie machen es sich dadurch erheblich einfacher, mit der Zeit einen gewissen Abstand zum Tod aufbauen zu können. Das heißt natürlich nicht, dass Sie den Verstorbenen vergessen oder Ihre Sorgen und Nöte verdrängen sollen. Falls Sie als Frau das Gefühl haben, Sie müssten Ihrem Man beim Trauern unter die Arme greifen, dann machen Sie das ruhig – allerdings ohne denjenigen zu bedrängen. Akzeptieren Sie auch, dass viele Männer und Frauen unterschiedlich trauern. Das bedeutet nicht, dass Sie sich gegenseitig nicht unterstützen können. Manchmal reicht schon die Anwesenheit.

Fazit: Jeder Menschen trauert auf seine Weise

Fest steht, dass man niemand über einen Kamm scheren sollte, wenn es um das Thema Persönlichkeit und insbesondere um die Trauer geht. Ganz gleich, ob Sie selbst betroffen sind oder ein lieber Mensch in Ihrem Umfeld – gehen Sie möglichst ohne Vorurteile an die Sache heran, um niemanden zu überfordern. Behalten Sie dabei aber immer im Hinterkopf, dass viele Geschlechterrollen anerzogen sind. Niemand kann etwas dafür, dass er seine Ängste und Schwächen nicht zeigen will. Holen Sie sich im Zweifel professionelle Hilfe und kämpfen sie nicht gegen ihre eigenen Gefühle an. Es nützt nichts, wenn die Emotionen dauerhaft versteckt werden, denn das schlägt mit der Zeit dauerhaft auf die Psyche. Das gilt übrigens unabhängig vom Geschlecht oder der eigenen Überzeugung bezüglich der Geschlechterrollen.